HAMBURGER MEMORANDUM

 

Musikschulen benötigen politische und finanzielle Unterstützung auf dem Weg in die digitale Zukunft!


Öffentliche Musikschulen sind die Schlüsselorte für musikalische Bildung in der Kommune, im
ländlichen Raum wie in urbanen Zentren. Sie dienen im öffentlichen Auftrag allen Menschen,
die Erfahrungen in Musikwelten gewinnen wollen. Sie sind Erlebnisräume für ein gelingendes
Aufwachsen junger Menschen in musikalisch-kulturellen Bezügen, sie sind Orte des Lehrens
und lebenslangen Lernens, Orte der Kunst, und sie sind Begegnungsorte für ein aktives Leben
mit Musik. Dies gilt auch in Zeiten des digitalen Wandels und der damit verbundenen grundlegenden Veränderung von Gestaltungsformen, Ausdrucksmöglichkeiten und Kommunikation.

 

Musikschulen im VdM stehen für eine Erfolgsgeschichte. Sie erreichen heute mit ihren differenzierten und qualitätsvollen Angeboten rund 1,5 Millionen Menschen – Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Musikschulen geben Menschen eine künstlerisch-ästhetische Orientierung und
bilden mit ihrem öffentlichen Auftrag das Fundament für fast alle Musikbereiche, die auf der
Bildungsarbeit von Musikschulen aufbauen können, so z.B. Orchester, Theater, Konzerthäuser,
Hochschulen, Festivals, allgemeinbildende Schulen, Bands, Musikvereine und freie Initiativen.

 

In diesen Zeiten des dynamischen digitalen Wandels sind Musikschulen ebenfalls auf dem Weg
in eine vieldimensionale digitale Welt: in der Produktion, Wiedergabe und Verbreitung von Musik
ebenso wie im gesamten pädagogischen Umfeld - in den Strukturen von Leitung und Verwaltung
wie auch in der Kommunikation mit SchülerInnen und Eltern sowie in Öffentlichkeitsarbeit und
Dokumentation. Apps, Messengerdienste und E-Learning sind keine Seltenheit und Pionierleistung
mehr, sondern haben vielfach Einzug in den pädagogischen Alltag von Musikschulen
gehalten. Die direkte Begegnung von Mensch zu Mensch, von SchülerInnen zu Lehrkräften und
die Bedeutung des Hörens und der inneren musikalischen Vorstellung werden natürlich auch in
der zukünftigen Musikschularbeit stets im Zentrum des pädagogischen Kontextes bleiben. Die
Wege, Mittel und Methoden dieser Begegnungsformen werden sich aber durch die digitalen
Möglichkeiten verändern und erweitern.

 

Der Ausbau der digitalen Strukturen in öffentlichen Musikschulen muss schneller und umfassender
voranschreiten. Dazu bedürfen die Musikschulen politischer Unterstützung durch alle
verantwortlichen Stellen in Bund, Ländern und Kommunen. Hierbei dürfen die Kommunen in
ihrer Verantwortung für Musikschulen nicht allein gelassen werden. Bund und Länder widmen
sich ihrem jeweiligen Verfassungsauftrag gemäß vorwiegend der digitalen Entwicklung in Schule
und Berufsbildung. Öffentliche Musikschulen sind hinsichtlich der Investitionen in Digitalisierung
aber in der Gefahr, im Schnittfeld von Bildungs-, Jugend-, Sozial- und Kulturpolitik durch das
Raster der Verantwortlichkeiten zu fallen. Digitalpakte von Bund und Ländern und die entsprechenden
Förderprogramme müssen jedoch auch dem Ausbau digitaler Strukturen, Prozesse und
Ressourcen in Musikschulen zugutekommen. Dazu sind politische Entscheidungen notwendig,
die gleichermaßen unmittelbar kommunal getragenen Musikschulen wie auch öffentlichen
Musikschulen in anderer Rechtsform Wege in den digitalen Ausbau öffnen und ebnen.

 

Die Trägerversammlung des VdM in Hamburg fordert daher von Bund, Ländern und Kommunen
eine bedarfsgerechte und abgestimmte Unterstützung für die digitale Entwicklung von
Musikschulen und eine Bereitstellung von Ressourcen dazu in angemessenem Umfang.